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Baha Taher: Die Oase | ****

Am Ende des 19. Jahrhunderts wird der Offizier Machmud Abdel Sahir, der am Aufstand gegen die britische Kolonialmacht teilgenommen hat, vom komfortablen Kairo sprichwörtlich „in die Wüste geschickt“. Er soll Statthalter des Regimes in der abgelegenen Oase Siwa werden, wo seine beiden Vorgänger ermordet wurden. Zusammen mit seiner irischen Frau macht er sich auf den Weg zu diesem mythischen Ort, an dem schon Alexander der Große das Orakel über sein weiteres Schicksal befragte. Er trifft auf eine archaische Welt, die von Clanstrukturen geprägt ist, und in der es nicht einfach, aber lebenswichtig  ist, zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können. Der ägyptische Autor Baha Taher, 1935 geboren,  hat einen spannenden und klugen Roman geschrieben, der durch die arabischen Revolutionen des Jahres 2011 eine ungeahnte Aktualität bekommen hat.

Union | 2011| 333 Seiten | Hardcover | 9783293004337 | € 19,90 |

Leonardo Padura: Der Mann, der Hunde liebte | ****

Der cubanische Autor Leonardo Padura, der im deutschen Sprachraum mit seinem Kriminalromanzyklus „Das Havanna Quartett“ bekannt geworden ist, legt mit Der Mann, der Hunde liebte einen bemerkenswerten politisch-historischen Roman vor. Eingebettet in eine Rahmenhandlung, die im Cuba der 1990er Jahre spielt (und die gerne etwas knapper hätte ausfallen dürfen) und jene Zeit extremer materieller Not und geistiger Hoffnungslosigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion auf der Karibikinsel in eindrücklichen Bildern schildert, erzählt Padura aus wechselnden Perspektiven die Geschichte zweier Männer, deren Schicksale verhängnisvoll miteinander verknüpft sind. Zum einen ist es die Geschichte des exilierten russischen Revolutionärs Leo Trotzki vom Zeitpunkt seiner Verbannung im Jahr 1929 bis zu seiner Ermordung 1940 in Mexiko, zum anderen die seines Mörders, des spanischen orthodoxen Kommunisten Ramon Mercader. Scheinbar mühelos gelingt es dem Autor, die komplizierten Geschehnisse der dreißiger Jahre in der Folge des endgültigen Scheiterns der russischen Revolution les- und verstehbar zu machen: die Ausschaltung Trotzkis als mächtigsten Kritiker der stalinistischen Diktatur ebenso wie die Hinrichtung zahlloser Veteranen der Oktober-Revolution während der Moskauer Schauprozesse, und nicht zuletzt die von Stalin aktiv betriebene Niederlage der Republikaner im spanischen Bürgerkrieg. Der Mann, der Hunde liebte ist ein ungemein spannender, historischer Thriller, auf dessen Verfilmung von Loach, Spielberg, Inarritu oder Soderbergh wir uns jetzt schon freuen.

Union | 2011 | Hardcover | 729 Seiten | 9783293004252 | € 24,90 |

Raúl Argemí: Und der Engel spielt dein Lied | ****

argemi_engelArgentinien, 1978 – : das Gastland der Fußballweltmeisterschaft wird von einer Militärjunta regiert, die nicht nur die bürgerliche Opposition brutal verfolgt und unterdrückt, sondern auch lukrative Geschäfte mit gut organisierten kriminellen Banden macht. Der in seiner Heimat zu den renommiertesten Gegenwartsautoren gehörende Raúl Argemí erzählt in Und der Engel spielt Dein Lied eine raffiniert komponierte Novela Negra aus dieser bleiernen Zeit, die ihre Spannung aus der ständig schwankenden Balance zwischen Gut & Böse, Gelingen & Scheitern und Loyalität & Verrat bezieht. Sehr gut !

Union | 2010 | 186 Seiten | Hardcover | 9783293004184 | € 16,90 |