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Leonardo Padura: Der Mann, der Hunde liebte | ****

Der cubanische Autor Leonardo Padura, der im deutschen Sprachraum mit seinem Kriminalromanzyklus „Das Havanna Quartett“ bekannt geworden ist, legt mit Der Mann, der Hunde liebte einen bemerkenswerten politisch-historischen Roman vor. Eingebettet in eine Rahmenhandlung, die im Cuba der 1990er Jahre spielt (und die gerne etwas knapper hätte ausfallen dürfen) und jene Zeit extremer materieller Not und geistiger Hoffnungslosigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion auf der Karibikinsel in eindrücklichen Bildern schildert, erzählt Padura aus wechselnden Perspektiven die Geschichte zweier Männer, deren Schicksale verhängnisvoll miteinander verknüpft sind. Zum einen ist es die Geschichte des exilierten russischen Revolutionärs Leo Trotzki vom Zeitpunkt seiner Verbannung im Jahr 1929 bis zu seiner Ermordung 1940 in Mexiko, zum anderen die seines Mörders, des spanischen orthodoxen Kommunisten Ramon Mercader. Scheinbar mühelos gelingt es dem Autor, die komplizierten Geschehnisse der dreißiger Jahre in der Folge des endgültigen Scheiterns der russischen Revolution les- und verstehbar zu machen: die Ausschaltung Trotzkis als mächtigsten Kritiker der stalinistischen Diktatur ebenso wie die Hinrichtung zahlloser Veteranen der Oktober-Revolution während der Moskauer Schauprozesse, und nicht zuletzt die von Stalin aktiv betriebene Niederlage der Republikaner im spanischen Bürgerkrieg. Der Mann, der Hunde liebte ist ein ungemein spannender, historischer Thriller, auf dessen Verfilmung von Loach, Spielberg, Inarritu oder Soderbergh wir uns jetzt schon freuen.

Union | 2011 | Hardcover | 729 Seiten | 9783293004252 | € 24,90 |