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Erich Hackl: Familie Salzmann. Erzählung aus unserer Mitte | ****

hackl_salzmann1So hat es sich zugetragen: In den 1990er Jahren tritt der 24jährige Hanno Salzmann eine Stelle bei der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse an. Leider vertraut er einem Kollegen und spricht folgenden Satz aus: “Meine Oma ist in einem KZ umgekommen.“ Das hätte er nicht sagen sollen in Österreich gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von dieser Begebenheit berichtet Erich Hackl von drei Generationen der Familie Salzmann: deutsche und österreichische Kommunisten, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv waren, die aber auch in den Nachfolgestaaten Nazideutschlands ihre Heimat nicht fanden. Hackl erzählt sachlich und nüchtern von den Beschädigungen und Spuren, die das Leben bei jenen hinterlässt, die sich nicht anpassen und liefert ein Lehrstück über Antisemitismus, der noch immer in der Mitte unserer Gesellschaft seinen Ursprung hat.

Diogenes Verlag | 2010 | 186 Seiten | Hardcover | 9783257067583| €19,90 |

Ian McEwan: Solar | ****

Michael Beard befindet sich in einer Lebenskrise. Er ist Anfang Fünfzig, hat starkes Übergewicht, und zum ersten Mal wurde der notorische Fremdgänger von einer Frau verlassen. Vor vielen Jahren bekam er für eine gute Idee den Nobelpreis für Physik. Seitdem ist es still um ihn geworden. Jetzt kommt er mit nicht ganz legalen Mitteln an Unterlagen, die der Menschheit dabei helfen könnten, die Energieversorgung zu revolutionieren.- Ian McEwan schreibt intelligent und witzig; er benutzt Krimielemente und versteht es, auch die Leser zu fesseln, die nichts von Physik verstehen. Außerdem lernen wir, dass tote Eisbären manchmal gefährlicher sind als lebende…

Diogenes| 2010| 402 Seiten| Hardcover| ISBN 9783257862010|€ 21,90|

 

Leon de Winter: Das Recht auf Rückkehr | **

de_winter_ruckkehrBedauerlicherweise scheint Leon de Winter den Zenith seines künstlerischen Schaffens überschritten zu haben: das Personal im neuen Roman des niederländischen Autors ist blaß und klischeehaft gezeichnet, und die Handlung, angesiedelt im niederländisch-amerikanischen Universitäts-Milieu und dem zur  Hochsicherheits-Festung ausgebauten Rest-Israel des Jahres 2024, ist albern und abstrus. Dabei hat de Winter in der Vergangenheit mehr als einmal bewiesen, daß er mit den Mitteln der Kolportage-Story und des Melodrams großartige Geschichten erzählen kann. Und deshalb nutzen wir die enttäuschende Lektüre dieses neuen Buches, um auf die gelungenen älteren hinzuweisen: fünf Sterne gibts für „Supertex“, „Hoffmans Hunger“ und „Leo Kaplan“, und vier für “ Malibu“ und „Der Himmel über Hollywood“.

Diogenes | 2009 | 549 Seiten | Hardcover | 9783257861907 | € 22,90