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Roy Jacobsen: Der Sommer, in dem Linda schwimmen lernte | ****

Der zehnjährige Finn lebt mit seiner Mutter in einer Sozialsiedlung am Stadtrand von Oslo. Sein Vater ist bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen, doch zu diesem Zeitpunkt waren die Eltern schon geschieden. Jetzt – wir schreiben das Jahr 1961 – treten zwei neue Personen in Finns Leben: der sonderbare Untermieter Kristian, den die Mutter in ihrer Wohnung aufnimmt, und vor allen Dingen – Linda. Linda wird von ihrer drogensüchtigen Mutter, der zweiten Frau des verstorbenen Vaters, bei Finns Mutter abgeliefert. Durch dieses besondere Kind ist am Ende des Jahres nichts mehr wie es vorher war.
Roy Jacobsen, von dem wir bereits im letzten Jahr den großartigen Roman Das Dorf der Wunder lesen konnten, hat wieder ein kleines Meisterwerk geschrieben über den Zauber der Kindheit und die Vergänglichkeit des Glücks.

Osburg | 2011 | 270 Seiten | Hardcover | 9783940731586 |  € 19,95 |

Roy Jacobsen: Das Dorf der Wunder | ***

jacobsen_wunderIm „Winterkrieg“ zwischen Finnland und der Sowjetunion 1939 / 40 räumt die finnische Armee die Kleinstadt Soumussalmi und lässt den Ort evakuieren und anzünden, um den Eroberern weder Unterkünfte noch Nahrungsmittel zu hinterlassen. Nur der verschrobene Holzfäller Timo Vatanen weigert sich seinen Heimatort zu verlassen. Beim Einmarsch der Russen ist er der Einzige, der weiß, wie man bei Temperaturen bis zu minus 40 Grad überlebt. Der Außenseiter wird nun zum Retter von Menschen gleich welcher Nationalität. Roy Jacobsen hat einen berührenden Roman über Humanität und menschliche Gradlinigkeit geschrieben – nicht moralinsauer, sondern mit trockenem, skandinavischen Humor.

Osburg | 2010 | 237 Seiten | Hardcover | ISBN 9783940731340 | € 19,95

André Brink: Kupidos Chronik | ****

BRINK_LAY_final.inddDer südafrikanische Autor, dessen zuletzt auf Deutsch erschienener Roman Die andere Seite der Stille einen nachhaltigen Eindruck hinterließ, erzählt auch in seinem neuen Roman eine Geschichte aus der kolonialen Vergangenheit des südlichen Afrikas, als in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts die Herrschaft über dieses abgelegene und karge Land wechselseitig von Buren und Engländern ausgeübt wurde. André Brink schafft mühelos den Spagat, einerseits der heidnisch-naturreligiösen Innenwelt des Protagonisten Kupido Kakerlak, der später der erste schwarze Prediger des alten Südafrika werden wird, einen angemessenen sprachlichen Ausdruck zu verleihen, als auch dem Alltagsleben der Siedler und Missionare, das geprägt ist von struktureller Gewalt, Entbehrung und religiöser Hingabe.

Osburg  | 2009 | 366 Seiten | Hardcover | 9783940731272 | € 19,95

André Brink: Die andere Seite der Stille | *****

brink_seiteDramatischer Roman um die Lebensgeschichte des  Dienstmädchens Hanna X, die ihrem von Gewalt und Mißbrauch bestimmten Schicksal im Bremen der ersten Jahre des 20. Jahrhunderts in die deutsche Kolonie Deutsch-Süwestafrika entflieht, wo ihr weiteres Grauen widerfährt. Diese suggestive, berührende Geschichte aus der Endzeit des deutschen Kolonialismus ist mein Roman des Jahres 2008.

Osburg | 2008 | 410 Seiten | Hardcover | 9783940731074 | € 19,90