Elisabeth Filhol: Der Reaktor | ****

Für das reibungslose Funktionieren von Kernkraftwerken benötigt die Atomindustrie Menschen, die unter Einsatz der eigenen Gesundheit, im schlimmsten Fall des eigenen Lebens, dafür sorgen, dass die Anlagen gewartet, gereinigt und repariert werden. Elisabeth Filhol schildert in Der Reaktor mit viel Detailkenntnis die Lebensumstände von französischen Arbeitsnomaden, die von einem Atomkraftwerk zum nächsten unterwegs sind,  in Schnellkursen von Subunternehmen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden und bei ihren Arbeiten ständig befürchten müssen, eine zu hohe Strahlendosis abzubekommen, was sie für Monate arbeitslos machen würde. Zwischen ihnen herrscht eine gewisse Solidarität, man trifft sich gelegentlich wieder, übernachtet auf den gleichen Campingplätzen und billigen Hotels. Filhol schafft es, in einer spröden und sachlichen Sprache die verborgene Seite dieser scheinbar sauberen Energie sichtbar zu machen und Mitgefühl für die Menschen zu entwickeln, die – unsichtbar für den Rest der Gesellschaft – die Drecksarbeiten für die Atomkonzerne erledigen. Der Reaktor liefert einen Grund mehr dafür, Atomkraftwerke schleunigst abzuschalten.

Edition Nautilus | 2011| 122 Seiten | Hardcover | Belletristik | 9783894017408 | 16,00 €

Ein Gedanke zu „Elisabeth Filhol: Der Reaktor | ****

  1. Beatrix Alfs

    In dem Buch schreibt die Autorin darüber, wie wenig ein Menschenleben hier zählt. Ähnlich wie im Krieg, wird sofort für Ersatz gesorgt. Darüber hinaus hat sie umfangreiche Recherchen betrieben und konnte so auch minutiös den Störfall vom 25. April 86 in Tschernobyl nachzeichnen. Außerdem erklärt sie auf ironische Art, wieso die sowjetische Technologie unserer überlegen ist. Ein wirklich sehr kritisches und empfehlenswertes Werk!

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