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Julian Barnes: Vom Ende einer Geschichte | *****

Tony Webster erinnert sich nach über 40 Jahren an seine Schulzeit, seine Schülerclique und  seinen Freund Adrian Finn, der als Letzter zu den altklugen Heranwachsenden stößt. Adrian war ein besonderer Mensch, der die Dinge immer etwas ernster als die Anderen nahm. Tony erzählt auch von der ersten Liebe zu Veronica, vom Schmerz der Trennung, von Eifersucht und Rachegefühlen. Doch das eigentliche Thema des Romans sind die Tücken der Erinnerung: vielleicht gibt es eine andere Geschichte, eine andere Version der Wirklichkeit…

Old Joe Hunt, der Geschichtslehrer der abgeklärten Gymnasiasten, stellt seinen Schülern die Frage: „Was ist Geschichte?“, auf die Tony mit der brillanten Phrase „Die Summe der Lügen der Sieger“ antwortet.  Doch Hunt fragt seine Schüler und uns: “Könnte es nicht auch die Summe der Selbsttäuschungen der Besiegten sein?“ Mit über 60 Jahren erkennt Tony Webster, dass die tragischen Ereignisse von damals sich ganz anders abspielten als in seiner Erinnerung.  Julian Barnes schafft es, uns durch ein Wechselbad der Gefühle zu führen und Altvertrautes in Frage zu stellen. Vom Ende einer Geschichte ist ein großer Roman, der zu Recht den Booker – Preis 2011 bekommen hat.

Kiepenheuer & Witsch | 2011 | 182 Seiten | Hardcover | Belletristik | 9783462044331 | 18,99 €