Massimo Carlotto/Marco Videtta: Wo die Zitronen blühen | **

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In seinem dritten ins Deutsche übertragenen Roman erzählt uns der italienische Autor Massimo Carlotto eine durchaus spannende Geschichte aus dem Veneto: nach dem zunächst rätselhaft und sinnlos scheinenden Mord an seiner Verlobten macht sich der einer renommierten Juristen-Familie entstammende Jung-Anwalt Francesco auf die Suche nach dem Mörder und den Hintergründen der Tat. Dabei gerät er in einen Sumpf aus Lügen und Verbrechen, in dem die familiären Industriellen-Clans Norditaliens perfekt mit der süditalienischen und rumänischen Mafia zusammenarbeiten und in dem auch der Vater des Protagonisten eine unrühmliche Rolle spielt.
Leider mißlingt es Carlotto und seinem Co-Autor, dem Drehbuch-Autor Marco Videtta, diesen Stoff in eine ansprechende, lesbare Form zu bringen: anstatt die Hintergründe und Motive der zahlreichen Figuren zu beschreiben und dramaturgisch zu entwickeln, werden sie wie in einem pädagogischen Lehrstück – klischeehaft und blaß – unvermittelt auf die Bühne gestellt, wo sie agieren, als hätte man sie aus einem politisch-psychologischen Sachbuch über die Mafia dorthin kopiert. Insgesam wirkt dieser Buch wie die mißlungene Zweitverwertung eines urprünglich als Drehbuch konzipierten Textes, der mit schneller Feder zum Roman umgewidmet wurde. Nachdrücklich zu empfehlen sind aber die ersten beiden Bücher dieses Autors, Arrivederce amore, chiao und Die dunkle Unermeßlichkeit des Todes .

Tropen | 2009 | 215 Seiten | Hardcover | 9783608502039 | € 18,90

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